Faustball in den Niederlanden / Fistball in the Netherlands

Nachstehend stellen wir den Bericht von Jochen Jansen ein, der zusammen mit Guido Wennmacher (beide TuS Oberbruch/DE) ein Trainingswochenende mit den niederländischen Faustballern übernommen hat.
Below we present the report of Jochen Jansen, who together with Guido Wennmacher (both TuS Oberbruch/DE) has taken over a training weekend with the Dutch fistball players.

1. Tag
Ich wurde an der Halle von Mohammed, Bart und den anderen Spielern freudig in Empfang genommen. Besonderes Interesse fanden die mitgebrachten Bälle: Das sind also Faustbälle. In der kleinen Nebenhalle des Sportzentrums der dortigen Korbballer begannen wir auch ohne weitere Umschweife mit Balltraining. Zu meiner großen Freude waren hier schon 10 interessierte Sportler anwesend, die mit großem Eifer und erkennbarem Leistungswillen an die Sache herangingen. Da es sich ja wie erwähnt bei den Sportlern um vorwiegend Korbballer handelte, ließ ich sie zu Beginn auch die Bälle auf die Körbe spielen, um bei dieser Gelegenheit zu schauen, wie der individuelle Leistungsstand denn wohl so ist. Erwartungsgemäß erinnerte das alles mehr an eine Mischung aus Tennis und Volleyball als an Faustball. Also wurde die korrekten Spieltechniken für das Stellen, den Schlag von unten und das Abwehren erklärt und gezeigt. Schließlich wies ich noch besonders auf das “kleine 1×1”, also Schrittstellung, langer Arm, Arme vor den Körper, usw. mit Nachdruck hin, ehe ich die Jungens wieder auf die Körbe spielen ließ: Siehe da, nun kommen die Bälle schon deutlich gezielter. Danach ließ ich die Niederländer sich zu zweit die Bälle zuspielen: Wie erwartet, spielte sich alles auf dem rechten Arm ab. Also wurde die Übung geändert: 5 mal Ball auf den rechten Arm werfen, 10 mal auf den Linken. Immer wieder wurden Körperhaltung und Schrittstellung korrigiert. Als vorbereitende Übung für das Angabetraining ließ ich dann noch Bälle “von oben” auf den in Abwehrstellung befindlichen Partner gegenüber werfen. Wieder musste ich Körperhaltung und Schrittstellung korrigieren, doch schon merklich weniger als zuvor. Bevor wir eine kleine Pause einlegten, machte ich noch einen kleinen Wettbewerb: Es wurde zwei Teams zu je fünf Spielern eingeteilt, die sich in eine Reihe am Hallenende aufstellten. Der jeweils erste Spieler sollte nun den Ball abwechselnd mit links und rechts durch die Halle vor sich hertreiben, am anderen Ende den dort aufgestellten Korb umrunden, zurückspielen, und den Ball dem dann als nächsten in Reihe stehenden zuspielen. Drei komplette Durchläufe wurden absolviert. Neben Bällen und Leinen hatte ich noch echte Limburgse Vlaai mit ins Gelderland gebracht, die jetzt in der Pause auch dankend angenommen wurde.
Nach der Pause wollten die Jungens dann endlich spielen. Ein Kleinspielfeld wurde eingerichtet, und nach ein wenig Regelkunde (die Jungs hatten sich vorbereitet) ging es auch schon los. Zu meiner Überraschung kam hier sofort ein richtiger Spielfluss zustande: Das hatte ich bei Leuten, die das allererste Mal in ihrem Leben Faustball spielen, so nicht erwartet! Sicher, die Bewegungen waren teils noch ein wenig ungelenk, doch je mehr die Niederländer spielten, desto weniger musste ich “achter de bal!” (“Hinter den Ball”) und “armen lang!” (“Langer Arm!”) rufen.
Der Rest des Tages wurde dann mit Spielen verbracht, da man das Spiel, den Ablauf und die Regeln so am besten vermitteln kann. Alle Beteiligten waren nicht nur hoch motiviert, sondern hatten auch sichtbar Freude am Spiel. Das fiel auch den doch nicht wenigen Zuschauern, die vom Korbballspiel in der Haupthalle immer wieder den Weg zu uns fanden, zuschauten und Fotos und Filme machten. Einem hat es gar so gut gefallen, dass er er spontan zusagte, ab morgen mit zu machen!
Morgen, wenn mit Guido Wennmacher auch einer erfahrener Schlagmann mitfährt, gehen wir dann also mit 11 Niederländern in die große Haupthalle. Dann steht neben Angabetraining vor allem das “richtige Spielen” und Abwehren auf dem Programm.
2. Tag
Der zweite Tag begann mit einer freudigen Überraschung: Gleich zwei neue Mitspieler hatten sich eingefunden, die gestern beim Zusehen Gefallen an unserem Sport gefunden hatten!
Heute hatten wir die große Halle, und nachdem wir gestern hauptsächlich Balltraining und Übungsspiele auf dem Kleinspielfeld gemacht hatten, war die Neugierde auf beiden Seiten groß. Mit mir war diesmal auch Guido Wennmacher, dem vor allem die Rolle des Schlag-Trainers zugedacht war. Doch zuerst wollten wir sie spielen sehen:
Also flugs zwei Mannschaften auf- und vor allem hingestellt: Das jetzt vergleichsweise große Feld machte doch sichtlich Eindruck. Die Jungens wurden in ihre Positionen eingewiesen, und ließen dann das Spiel beginnen. Hier wurden auch unsere kühnsten Einschätzungen übertroffen! Auch dieses Mal kam direkt ein richtiger Spielfluss zustanden, und das obwohl zwei von den Spielern noch nie im Leben Faustball gesehen geschweige denn gespielt hatten, und die anderen acht hatten auch nur einen Nachmittag Balltraining hinter sich! Sicher, das sah wieder alles etwas ungelenk aus, und es wurden reichlich Stellungsfehler gemacht, aber: Die allermeisten Bälle wurden von der Abwehr gefangen und nach vorne gebracht, halbwegs gestellt und dann fast immer sicher rüber gebracht. Guido staunte nicht schlecht: Dieses Niveau hätte er bei völligen Anfängern im Leben nicht vermutet. Nach ein kleinen Weile griffen wir dann wieder korrigierend ins Geschehen ein: Guido schlug ein paar “richtige” Angaben, um auf diese Weise die Stellungsfehler auf zu zeigen, was gut verstanden und erstaunlich gut umgesetzt wurde. Danach wurde die Angabe erklärt, vorgemacht, und eingeübt. Nein, hier fiel kein Meister vom Himmel, aber dennoch: So mancher Ball fand auch seinen Weg mit ordentlich Fahrt bis auf die hintere Grundlinie! Im nächsten Schritt ließ Guido dann einen zunächst geworfener Ball stellen und dann rüberschlagen: Die Mittellleute sollten so das Stellen üben, und die Schlagleute neben dem Schlagen vor allen das richtige Anlaufen des Balles, derweil ich mich darum kümmerte, dass die Abwehrspieler diese Bälle fingen und nach vorne brachten. Wieder waren wir beide erstaunt, wie schnell und gut alles umgesetzt wurde, was wir zeigten und erklärten! Zeit also, das Erlernte in der Praxis aus zu probieren. Da noch einige Interessierte aus unserem heimischen Verein mitgereist waren, stellten wir ein bunt gemischtes Oberbrucher Team mit Damen und Jugendlichen zusammen, die dann gegen die niederländischen Teams antreten sollten. Die niederländischen Teams stellten wir nach unseren ersten Sichtungen zusammen. Ja, auch gegen Guido Wennmacher am Schlag kamen zu unserer großen Freude die allermeisten Bälle zurück! In einem Satz konnten uns die Niederländer gar acht Punkte abtrotzen! Auch, wenn das Spiel erwartbar ungelenk wirkte: Die Eigenfehlerquote bei den Niederländern war erstaunlich gering!
In der Halle waren immer wieder zahlreiche Zuschauer, über den Nachmittag verteilt sicher über 50. Das Publikum feuerte das eigene Nationalteam begeistert an, und nachdem sie uns die acht Bälle abgetrotzt hatten, kam ein “Supporter” mit einer großen niederländischen Flagge. Tolle Stimmung! Aber auch: Tolle Sportler! Wir beiden trainieren seit vielen Jahren unsere Jugend wie unsere Erwachsene, aber Sportler, die derart schnell und gekonnt Dinge umsetzen können, haben wir nur selten erlebt! Nach diesen Testspielen wurden wieder die gemachten Fehler besprochen, und der Rest des Nachmittages wurde mit Spielen der beiden niederländischen Teams in unterschiedlichen Konstellationen verbracht. Bei diesen Spielen griffen wir immer direkt korrigierend ein, doch dieses Eingreifen beschränkte sich im Wesentlichen auf das, was jeder Faustballtrainer bei jedem Training hundertfach sagt: “Hinter den Ball!”, “Arme lang!”, “Kiste runter!” und “Guck mal, wo Du stehst” 😉
Die niederländischen Spieler fielen nicht nur durch ihr Können auf, sondern auch durch einen ausgeprägten Leistungswillen: Obwohl ihnen die Arme sichtbar enorm schmerzten, kannten sie (durchaus durch die deutlich erkennbaren Fortschritte beflügelt), kein Aufhören! Im Gegenteil: Die Jungens haben das feste Ziel, im August zur EM auf zu laufen, und wollen da ganz sicher nicht nur “Kanonenfutter” sein! Kein allzu unrealistisches Zeil, denn was wir da am späten Nachmittag zu sehen bekamen, war zu unserer eigenen Überraschung schon richtiger Faustball!
Nach dem Spiel wurden dann also nicht nur die Kühlpacks auf die schmerzenden Arme gelegt, sondern konkrete Pläne für ein koordiniertes Training für die EM-Teilnahme gemacht. So stehen als nächstes neben weiteren Trainings u.a. Besuche bei Spieltagen auf dem Programm. Kurzum: Die Sache läuft, und zwar richtig gut!

Day 1:

I was warmly greeted by Mohamed, Bart and the other guys at Bennekom in Netherlands. Curious eyes went to the balls I brought along: Look, there are those bespoke fistballs, finally! We went to the the smaller gym of the Bennekom sport facilities where there was (to my great surprise) a total of ten young men waiting eagerly and very determined to play fistball. With no further delay the trainingsession started:
The young dutch players were all from the renown local Korfball club, so I had two Korfs (baskets) put up and let them play the ball at the korf the fistball way. That was a good opportunity to closely look at each player and how he was doing. No wonder, in the beginning the playing rather looked liked a blend of tennis and volleyball rather than fistball. So I showed them the basic hitting techniques, the set play and the defence, with some special hints at the importance of correct stance and position towards the ball. Back at the korfs (baskets) one could immediately notice the progress that was made. We continued with basic trainings, and the more we got along, the less I had to correct things like “longs arms!”, “step position” or “behind the ball”! Very impressive, indeed! So after a short break I put up a small pitch and had them play fistball for the very first time: To my big surprise, these absolute beginners got a real game going right from the start! And yes, of course it did look a bit ungainly at the beginning. But nevertheless: It really looked like fistball. And again: The more they got along, the less I had to correct them. So we spent the rest of the day playing, and while doing so, learning the rules. All day we had several interested spectators in the gym, and one of them so enthusiast about what he was seeing that he promtply stated to join us the next day! Now, that was a good start!

Day 2:
The day started with a very nice surprise: Two more new players joined us! Today we went into the big gym, where we had a real fistball pitch with the right dimensions. We were all very curious about how well things would go on that big field. With me on that day was Guido Wennmacher, an experienced attack player, who was supposed to teach them service and attack. But first of all, we wanted to see how they would cope with new dimensions of the field. So we put up two teams, showed them and talked them into their positions, and let them play. Again: They did more than well! What we saw was far beyond any expectations: There again was a real game going on from the very beginning, despite the fact that there were two players that hadn’t even seen fistball in their life! Guido and I were stunned! But yes: Again it really did look a bit ungainly, and they made massive positional mistakes, but they DID somehow defend the balls and brought the balls towards the center, and they DID somehow set the ball, and then DID manage to make an attack! Guido was really startled: He never ever expected beginners to perform in the way these dutch players did! We now stopped playing and returned to basic training, with the focus now on service and defence, then later on set, attack and defence. Again, Guido and I were more than pleased about the progress the dutch were making, so we decided to try that out: We put a dutch team to play against an improvised team with people from our own TuS Oberbruch fistball club – with Guido as attack player! Again, the dutch performed beyond our expectations: Even against Guido’s service and attack they managed to defend most of the balls! In one set they even got 8 points against us! The spectactors at the gym now got really enthusiastic, and one supporter even brought a big dutch flag which now was eagerly waving: What a great atmosphere!
Guido and I are fistball coaches for a long time, but we very rarely came across people who can learn and do things so properly so fast!
We talked about the mistakes that where made and spent the rest of the day playing fistball, with Guido and me correcting the players. But these corrections were mostly those that every coach in fistball does in every training in every club a hundred times. “Long arms!”, “Buttocks down”, “Behind the ball!” and “Where the hell are you standing!” 😉 Bear in mind that these young men just played fistball for the second day in their lives – with glowing red and seriously aching arms!
These dutch players were all real athletes: Very eager, very determined, and very hungry for success. They do want to go the EC t join the international fistball family. A good plan, because what we were seeing here this afternoon was no less but real fistball!
So after the training plans where made for future (while coolpacks where applied on the arms:-) Thanks to the support by EFA the training will continue on regular basis with the concrete goal to perform at the European Championships this year.
The really got fistball going in the netherlands now – and it is going very well indeed!

Bericht:/ Created by Jochen Jansen / Tus Oberbruch (Deutschland Heinsberg bei/near Aachen)
Foto/Photo: Die hollänischen Faustballer zusammen mit Jochen Jansen (2.Reihe links und Guido Wennmacher (2. Reihe rechts)

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